Düren, 27. Januar. Menschen aus dem gesamten Kreis hatten sich gegen Samstag Mittag vor dem Dürener Rathaus versammelt, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Wir waren vor Ort, um euch von der größten Demo seit Langem zu berichten. Es entstanden Bilder, wie man sie die letzten Wochen immer öfter im Fernsehen sieht. Millionen Menschen gehen überall im Land demonstrieren, um sich stark zu machen für die Demokratie und gegen eine Partei, die zu Beginn des Jahres einen von vielen Skandalen hatte.
Hintergrund: Extremistentreffen in Potsdam
Mehrere hochrangige AfD-Politiker hatten im November des vergangenen Jahres an einer geheimen Sitzung in Brandenburg teilgenommen. Auf dieser wurde die Zwangsdeportation Millionen Deutscher besprochen, von Rechten auch beschönigend „Remigration“ genannt. Das meint eigentlich die freiwillige Rückreise von Migranten, ist aber unter den Neurechten ein etablierter Kampfbegriff. Neben Menschen ohne deutschen Pass wären auch deutsche Staatsbürger mit ausländischen Wurzeln von den Plänen betroffen gewesen. Weitere Teilnehmer waren u. A. der Österreicher Neonazi Martin Sellner, ehemaliger Vorsitzender der sogenannten „Identitären Bewegung“, einer extremistischen Vereinigung, die in der Vergangenheit durch ihre oftmals rassistischen Äußerungen aufgefallen war.
Proteste deutschlandweit
Nachdem diese Veranstaltung nun von Journalisten des „Correctiv“ aufgedeckt wurde, war die Empörung in Deutschland groß. Im ganzen Land machen sich nun Menschen stark gegen diese menschenfeindlichen Pläne. In Berlin, Hamburg, Düsseldorf und vielen anderen Städten sind bereits hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen, um sich gegen die AfD stark zu machen. Diese war nämlich in der Vergangenheit immer wieder negativ aufgefallen, sei es durch rassistische Äußerungen, Hetze gegen queere Personen, Drohungen gegen politische Gegner oder die Leugnung des Holocausts – die AfD ist längst kein unbeschriebenes Blatt. „Dagegen gilt es nun, klare Zeichen zu setzen!“, waren die Worte eines der Redner zu Beginn der Dürener Veranstaltung. Man dürfe nicht zulassen, dass sich die Geschichte wiederhole. Mit diesem Vergleich ist die Deportation von Millionen Juden, Sinti und Roma, in den Augen der Nationalsozialisten „Gesindel“ und „Untermenschen“, gemeint. Auch politische Gegner wurden von der Verfolgung nicht ausgelassen.
Starkmachen in Düren
Auch der Kreis Düren hatte nun eine Demonstration angekündigt. Wenige Tage zuvor verkündigt, war man unsicher über die Teilnehmerzahlen. Die Bekanntgabe war kurzfristig – und doch sollten die Erwartungen der Veranstalter nicht enttäuscht werden. Als die Demo gegen Rechts um 12:00 Mittags auf dem Kaiserplatz begann, waren weit über 5.000 aus Düren und der Umgebung anwesend, wie es aus der Zeitung am Sonntag hervorging. Menschen aller Altersgruppen tummelten sich auf dem Kaiserplatz, darunter viele Familien. Aber auch von offizieller Seite gab es Zuspruch. Der Dürener Bürgermeister, Frank Peter Ullrich, war anwesend, ebenso die Bundes- und Landtagsabgeordneten für den Kreis Düren.
Hintergründe zur AfD
Hier zum Abschluss noch ein paar letzte Informationen zur AfD. Diese war bekanntlich an dem Treffen in Potsdam beteiligt gewesen und hatte viel Abneigung auf den Demos erfahren. Die AfD selbst hatte in der Vergangenheit immer wieder provokante Aussagen getätigt. Von einem „Denkmal der Schande“ sprach beispielsweise der AfD-Parteivorsitzende in Thüringen Bernd Höcke. Gemeint ist das Holocaust-Mahnmal, das an die jüdischen Opfer der NS-Zeit erinnert. Man brauche eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“. Eine drastische Formulierung, laut der die Nazis zu Unrecht für ihre Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt worden wären. Wieder andere geben sich offen ausländerfeindlich. Brennende Flüchtlingsheime seien „kein Akt der Aggression“, so der AfDler Sandro Hersel. Queere Personen im Allgemeinen seien ihre Existenzrechte abzuerkennen. Diesen, im Speziellen Homosexuellen, gehörten laut Bundestagsabgeordneten wie Andreas Gehlmann Haftstrafen auferlegt. Die AfD ist strikt gegen die Zuwanderung von Migranten „nicht-deutscher Herkunft“, von ihnen auch als „Gesindel“ verunglimpft. Gesindel, das ist ein Wortlaut, wie ihn Andreas Winhart, bayerischer AfD-Fraktionsvorsitzender, in Bezug auf Gastarbeiter verwendet hatte. Auch die Nationalsozialisten nannten so Juden, Sinti und Roma, rechtfertigten damit deren Verfolgung und Deportation. Des Weiteren gilt ein Drittel der AfD-Mitglieder als gesichert rechtsextrem, ein weiteres Drittel steht unter Verdacht auf Rechtsradikalismus. Die Liste an Kontroversen ist noch endlos fortzuführen.
Fazit
Viele Schüler*Innen und Lehrkräfte unserer Schule haben sich an der Veranstaltung beteiligt. Denn gerade in Zeiten wie jetzt ist es umso wichtiger, sich gemeinsam gegen Extremismus und für Minderheiten auszusprechen. Ganz unter dem Motto: Wir sind mehr!
Paul Weyermann, EF